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So liest du trainingsdaten richtig: die 5 wichtigsten kennzahlen für hobbyfahrer

So liest du trainingsdaten richtig: die 5 wichtigsten kennzahlen für hobbyfahrer

Warum Trainingsdaten für Hobbyfahrer relevant sind

Als leidenschaftliche Rennrad- und Gravel-Fahrerin habe ich früh gemerkt: Zahlen machen Training nicht besser, aber sie machen Entscheidungen sinnvoller. Viele Hobbyfahrer sammeln zwar fleißig Daten mit Garmin, Wahoo oder einer einfachen Fitness-App — aber ohne Verständnis werden die Daten schnell zur Verwirrung. Meine Erfahrung zeigt: mit wenigen, gut interpretierten Kennzahlen kannst du deine Fortschritte sehen, Übertraining vermeiden und Trainingseinheiten viel gezielter gestalten.

Die 5 wichtigsten Kennzahlen für Hobbyfahrer

Hier stelle ich dir die Kennzahlen vor, die ich selbst täglich nutze und auf die ich meinen Trainingsplan stütze. Keine komplizierten Formeln, sondern praxisnahe Werte, die dir sofort helfen.

  • Herzfrequenz (HF)
  • Leistung (Watt) — wenn verfügbar
  • Normalized Power (NP) / TSS — Belastungsbewertung
  • Cadence / Trittfrequenz
  • Erholungsstatus / Schlaf + subjektives Befinden

Herzfrequenz: das einfachste Kontrollinstrument

Die Herzfrequenz ist für die meisten Hobbyfahrer die erste und wichtigste Messgröße — weil sie überall verfügbar ist (Brustgurt oder optischer Puls am Handgelenk). Ich nutze sie, um Intensitäten zu steuern: ruhige Grundlagenfahrten sollten sich flach und kontrolliert anfühlen, während Intervalle klar erkennbare HF-Spitzen zeigen.

Wichtig ist, deine individuellen Herzfrequenzzonen zu kennen. Du kannst sie grob mit der Formel 220 minus Lebensalter schätzen, besser sind allerdings ein Schwellentest oder ein Leistungscheck. Herzfrequenz ist leicht zu messen, reagiert aber verzögert auf Belastungswechsel und kann durch Wärme, Stress oder Dehydrierung beeinflusst werden — immer im Kontext betrachten.

Leistung (Watt): die objektive Metrik

Wenn du einen Leistungsmesser hast, erweitern sich deine Möglichkeiten enorm. Watt ist direkt messbar und nicht von Tagesform oder äußeren Einflüssen abhängig wie Wind oder Steigung. Für mich ist die Leistung die beste Größe, um Intervalle präzise zu fahren und Fortschritte langfristig zu dokumentieren.

Als Hobbyfahrerin empfehle ich, mit einfachen Tests (z. B. 20‑ oder 5‑Minuten‑FTP-Test) deine FTP (Functional Threshold Power) zu bestimmen. Von dort aus lassen sich Trainingszonen erstellen:

ZoneIntensität (% FTP)Beschreibung
Erholung<55%Locker, gute Regeneration
Grundlagenausdauer55–75%Länger, aerobe Basis
Tempo76–90%Hält längere Belastungen
Schwelle91–105%Hart, FTP-ähnlich
VO2max / Intervalle106–120%+Kurz und sehr intensiv

Pro-Tipp: Wenn du keine Wattmessung hast, können geschätzte Wattwerte aus Plattformen wie Strava oder TrainingPeaks helfen — aber sie sind weniger präzise.

Normalized Power und TSS: Belastung quantifizieren

Ich nutze Normalized Power (NP) und Training Stress Score (TSS), um die tatsächliche Belastung einer Einheit einzuschätzen. NP berücksichtigt die Nichtlinearität der physiologischen Belastung bei wechselnden Intensitäten und ist näher an der empfundenen Anstrengung als Durchschnittswatt.

TSS kombiniert Dauer und Intensität in einer Zahl: eine lange, moderate Ausfahrt kann ähnliche TSS liefern wie ein kürzeres, sehr intensives Intervalltraining. Für Hobbyfahrer ist TSS ideal, um Wochenbelastungen zu planen und Überlastung zu verhindern. Eine grobe Faustregel: Anfänger sollten Wochen-TSS langsam steigern (maximal 10–20% pro Woche), während erfahrene Fahrer höhere Werte besser vertragen.

Trittfrequenz: Technik und Effizienz

Meine Trittfrequenz ist eine Kennzahl, die ich oft vernachlässigt sehe — und doch beeinflusst sie Effizienz, Kraftentwicklung und Komfort. Für die meisten Rennrad- und Gravel-Fahrten liegt eine ökonomische Frequenz zwischen 80 und 95 rpm. Auf steilen Rampen oder im Gelände kann sie deutlich sinken.

Ich habe festgestellt, dass gezielte Übungen (z. B. hohe Kadenz-Intervalle mit leichter Gangwahl oder Kraftintervalle mit niedriger Kadenz) sowohl die Muskulatur als auch die Nervensteuerung verbessern. Nutze die Trittfrequenz als Technik-Feedback: wenn du bei gleicher Leistung deutlich langsamer trittst, ist das ein Hinweis auf Kraftwork oder auf ineffiziente Übersetzung.

Erholung, Schlaf und subjektives Befinden

Keine Kennzahl ersetzt, wie du dich fühlst. Ich tracke Schlafqualität (z. B. mit Oura, Garmin oder Apple Watch) und kombiniere das mit meinem eigenen Gefühl: Müdigkeit, Motivation, Muskelkater. Oft ist die Kombination aus objektiven Daten (Ruhepuls, HRV) und meinem subjektiven Eindruck der zuverlässigste Indikator für den nächsten Trainingsreiz oder den Ruhetag.

Wenn dein Ruhepuls deutlich erhöht ist oder die HRV niedrig — und du dich zusätzlich schlapp fühlst — dann reduziere die Intensität oder nimm einen Ruhetag. Gerade als Hobbyfahrer ist der Freiraum für Regeneration oft größer als gedacht: gute Leistung entsteht in den erholten Phasen.

Wie du die Kennzahlen sinnvoll kombinierst

Einzelne Zahlen sind hübsch, aber erst im Zusammenspiel bringen sie Klarheit. So nutze ich die Daten:

  • Vor der Einheit: Kurzer Blick auf Schlaf, Ruhepuls und Motivation — entscheidet über Intensität.
  • Während der Einheit: Watt als Steuergröße, HF als Sicherheitsanzeige (bei Hitze oder großen Lastwechseln).
  • Nach der Einheit: NP und TSS zur Einordnung, Trittfrequenz zur Technikreflexion, subjektives Feeling zur Anpassung des nächsten Trainings.

Praktische Tipps für die Umsetzung

  • Starte mit kleinen, klaren Zielen: z. B. 2 strukturierte Einheiten pro Woche neben langen Grundlagenfahrten.
  • Nutze Sync: Lade Daten zu Strava, TrainingPeaks oder WKO und analysiere Trends, nicht nur Einheiten.
  • Kalibriere Geräte regelmäßig: Brustgurt, Powermeter-Kalibrierung, GPS-Updates sorgen für verlässliche Daten.
  • Teste deine FTP 1–2× pro Monat, um Trainingszonen aktuell zu halten.
  • Vertraue dem Körper: Wenn Zahlen und Gefühl widersprüchlich sind, priorisiere Erholung.

Tools und Produkte, die ich empfehle

Ich fahre selbst mit einem Vector- oder Garmin-Powermeter und nutze eine Kombination aus Garmin Edge bzw. Wahoo Bolt für die Navigation und Darstellung live auf dem Lenker. Für die Analyse greife ich auf TrainingPeaks und gelegentlich GoldenCheetah zurück — beide bieten gute Möglichkeiten zur Auswertung von TSS, NP und Trainingsbelastung. Wenn du ohne Powermeter starten willst, ist ein zuverlässiger Brustgurt (z. B. Polar H10) sehr nützlich.

Wenn du möchtest, kann ich in einem nächsten Artikel Schritt-für-Schritt zeigen, wie du deine ersten drei Trainingswochen mit TSS und HF planst — inklusive Vorlagen für Einsteiger und Fortgeschrittene. Schick mir gern deine Fragen oder ein Screenshot deiner Trainingsdaten, dann schaue ich mit dir gemeinsam drauf.

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