Nach rund 5000 km auf einem gebrauchten SRAM Rival-Gruppensatz wollte ich es genau wissen: Wie zuverlässig ist ein gebrauchtes Set im Alltag — bei Regen, auf Schotter, langen Anstiegen und schnellen Abfahrten? Ich habe das komplette Paket (Schaltwerk, Umwerfer/bei 1x nur Kettenblatt, Schalthebel, Kette, Kassette, Kurbel und Bremsen) über mehrere Monate unter realen Bedingungen getestet und dokumentiert. Hier mein persönlicher Erfahrungsbericht mit konkreten Messwerten, Praxistipps und Antworten auf die Fragen, die mir am häufigsten gestellt wurden.
Erster Eindruck und Einbau
Das gebrauchte Rival-Set, das ich gekauft habe, sah äußerlich gut gepflegt aus: keine tiefen Kratzer, keine verbogenen Umlenkrollen, die Bremsbeläge hatten noch Profil. Beim Einbau gab es keine Überraschungen — die Teile waren kompatibel mit meinem Rahmen (12 mm Steckachse, BSA Tretlager) und ließen sich relativ einfach einstellen. Wichtig: Vor der ersten Fahrt habe ich die Kette und Kassette gereinigt und entgratet sowie alle Schrauben mit Drehmoment gemäß Herstellerangaben angezogen.
Schaltverhalten nach 5000 km
Das Schaltverhalten war über weite Strecken überraschend stabil. Nach der Grundeinstellung (Limit-/B-Schrauben, Züge frisch verlegt) schaltete die Rival präzise zwischen den Gängen. Bei starkem Verschleiß der Kette anfangen die Sprünge und ein leichtes Rattern hörbar zu werden — das war hier erst gegen Ende der 5000 km sichtbar.
- Feinfühligkeit: Die Hebel haben eine klare Rückmeldung, das Schalten ist mechanisch direkt.
- Präzision: Up- und Downshifts blieben zuverlässig, solange die Züge nicht ausgeleiert waren.
- Bei Nässe: Leichte Verzögerung der Schaltvorgänge, aber keine Aussetzer.
Bremsleistung
Die getesteten Rival-Bremsen (mechanisch/hydraulisch je nach Modell) zeigten nach 5000 km leichte, aber kontrollierte Veränderungen:
- Hydraulische Scheibenbremsen: Sehr konstant, nur minimaler Verschleiß an den Belägen, kein deutliches Fading bei langen Abfahrten.
- Mechanische Scheibenbremsen: Brauchten öfter eine Nachstellung der Zughöhenspannung; Bremskraft blieb ausreichen.
- Felgenbremsen (falls vorhanden): Deutlicher Abrieb an den Belägen, Felgenflanke noch ok.
Verschleißwerte — gemessene Daten
Ich habe die wichtigsten Komponenten vor dem Test und nach 5000 km vermessen. Die Tabelle fasst die Veränderungen zusammen:
| Komponente | Zustand neu / vor Test | Zustand nach 5000 km | Bemerkung |
|---|---|---|---|
| Kette | 0,0% (nominell) | 0,75% Dehnung (Längenmessung) | Tausch empfohlen bei 0,75–1,0% (Kettenverschleißmessgerät) |
| Kassette | leicht gebraucht (Zähne scharf) | gering abgeflachte Zähne, keine Aussetzer | Hält weitere ca. 2000–3000 km mit neuer Kette |
| Kettenblätter | leichte Gebrauchsspuren | keine Hakenbildung, nur Abrieb | keine Austauschnotwendigkeit |
| Umlenkrollen | leichter Laufwiderstand | erhöhter Laufwiderstand, minimales Spiel | Austausch empfohlen wenn spürbares Spiel |
| Bremsbeläge | 7–8 mm | 3–4 mm | bei 2–3 mm ersetzen |
Häufige Fragen — meine Antworten
Hier die Fragen, die mir beim Thema "gebrauchte Gruppen" am häufigsten gestellt wurden:
- Wie lange hält eine gebrauchte Rival-Gruppe?
Das hängt stark vom Vorbesitzer (Pflege, Einsatzgebiet) ab. Bei mittlerer Beanspruchung und regelmäßiger Wartung können weitere 5000–8000 km realistisch sein — vorausgesetzt Kette und Kassette werden rechtzeitig gewechselt. - Sind Ersatzteile einfach zu bekommen?
Ja. SRAM ist breit verfügbar, Ersatz-Kassetten, Ketten, Schaltzüge (bei mechanischen Varianten) und Rollen sind problemlos bestellbar. Bei eTap/AXS (elektronisch) sind Batterie und Softwareupdates zusätzliche Aspekte. - Muss ich mehr warten als bei neuen Teilen?
Ja und nein. Gebrauchte Teile benötigen genauere initiale Kontrolle (Lagerspiel, Rändel, Schrauben, Züge). Danach ist der Wartungsaufwand vergleichbar, aber die kritischen Verschleißitems (Kette, Beläge) müssen häufiger überprüft werden.
Praxis-Tipps: Was du vor dem Kauf prüfen solltest
Wenn du eine gebrauchte Rival-Gruppe kaufen willst, empfehle ich folgende Checkliste (vor Ort oder per Fotos/Video):
- Umlenkrollen: kein großes Spiel, drehen sauber
- Kassette: keine stark eingestellten Zähne (Hakenbildung)
- Kurbel: keine Lagerschläge
- Bremsen: Belagstärke prüfen, Scheiben plan
- Schaltwerk: keine verformten Laschen, Einstellschrauben vorhanden
- Bei elektronischen Modellen: Akkuzustand, Firmware-Status
Persönliche Langzeit-Erfahrungen
Meine Langstreckenfahrten (mehrere >100-km-Tage, wechselnde Bedingungen) haben gezeigt: Ein gut gewartetes, gebrauchtes Rival-Set kann zuverlässig sein. Der größte Punkt, den man beachten muss, ist das Zusammenspiel von Kette und Kassette. Eine zu abgenutzte Kassette mit neuer Kette führt schnell zu unsauberen Schaltvorgängen — oder zu vorzeitigem Kettenverschleiß. Ich habe deshalb die Kette bei etwa 0,75% gemessen und kurz danach ersetzt, um die Kassette zu schonen.
Für Gravel- und MTB-Einsätze würde ich bei gebrauchten Teilen besonders auf Dichtheit (Schaltwerksschrauben, Lager) und die Kurbelbefestigung achten. Schotter und Dreck beschleunigen Verschleiß, insbesondere bei Umlenkrollen und Kettenblättern.
Kosten-Nutzen: Lohnt sich ein Gebrauchtkauf?
Rechnet man den Preis eines gut erhaltenen Rival-Gruppensatzes gegen einen neuen Satz (je nach Modell mehrere hundert Euro Ersparnis), kann sich ein Gebrauchtkauf sehr lohnen — vorausgesetzt, man ist bereit, zu messen, zu reinigen und einzelne Verschleißteile zu ersetzen. Für Vielfahrer, die maximale Zuverlässigkeit wollen, ist ein neuer Satz oft die bessere Wahl. Für Hobbyfahrer und Sparfüchse bietet Gebrauchtkauf ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Konkrete Empfehlungen
- Unbedingt Kettenverschleiß mit einem Messgerät prüfen — das ist die wichtigste Messung nach den ersten Kilometern.
- Umlenkrollen bei merklichem Spiel ersetzen — günstiger als langfristige Probleme.
- Bei Unsicherheit: Kassette und Kette gemeinsam wechseln, nicht nur die Kette.
- Regelmäßig Bremsbeläge prüfen (bei Scheibenbremsen) — Sicherheit geht vor.
Wenn du möchtest, kann ich auf Hkbikeparts einen Kaufratgeber für gebrauchte Gruppen schreiben, inklusive Checkliste als PDF. Sag mir, welche Art von Rival-Modell (Rival 22, Rival eTap AXS, Rival 1) du im Blick hast — dann gehe ich gezielter auf Unterschiede und typische Problemstellen ein.