Mehrtägige Radreisen haben für mich immer etwas Magisches: neue Landschaften, frühe Morgenstunden auf dem Sattel und das befriedigende Gefühl, mit wenig auszukommen. Gleichzeitig kenne ich das Problem gut: Zu viel Gepäck macht dich träge, zu wenig kann unangenehm werden oder die Tour gefährden. In diesem Artikel teile ich meine erprobten Strategien, wie du auf Mehrtagestouren minimal packst und trotzdem flexibel bleibst – praxisnah, so wie ich es auf Hkbikeparts empfehle.
Grundprinzip: Pack smarter, nicht weniger
Der entscheidende Unterschied zwischen Minimalismus und Dummheit liegt in der Auswahl. Minimal packen heißt nicht, Dinge zu streichen, die du wirklich brauchst, sondern solche mitzunehmen, die mehrere Funktionen erfüllen. Ich achte bei jedem einzelnen Teil darauf: Kann es mehrere Aufgaben übernehmen? Ist es leicht, klein und robust? Wenn ja, bleibt es im Packbeutel.
Die Packstrategie in drei Schritten
Ich arbeite mit einer einfachen Reihenfolge: Priorisieren, Kombinieren, Reduzieren.
- Priorisieren: Was sind echte Must-haves? Sicherheit (Reparaturset, Erste Hilfe), Schutz (Wetter), Navigation und Energie (Essen, Wasser) stehen ganz oben.
- Kombinieren: Multitasking-Ausrüstung nutzen – z. B. Buff als Halstuch, Beanie oder Schlafmaske; ein ultraleichtes Tuch dient als Handtuch und Reinigungstuch.
- Reduzieren: Alles Überflüssige bleibt daheim. Ich packe nur Kleidung für 2–3 Tage und plane Waschpausen ein.
Richtig verteilen: Bikepacking-Setup vs. Gepäcktaschen
Ob ich mit Framebag, Satteltasche und Top Tube Bag fahre oder klassische Ortlieb-Packsäcke nutze, hängt von Tourlänge und Terrain ab. Für Gravel- oder Bikepacking-Touren bevorzuge ich modularen Aufbau:
- Framebag: Schwere, kompakte Dinge wie Werkzeug, Pumpe, Ersatzschlauch – zentral für besseren Schwerpunkt.
- Satteltasche: Kleidung, Schlafsack bei Bikepacking, oder Zeltzeltrolle bei klassischen Packtaschen.
- Top Tube Bag: Snacks, Telefon, Powerbank – schnell zugänglich.
Bei klassischen Radtouren mit befestigten Straßen nutze ich gern Gepäckträger und Seitentaschen (z. B. Ortlieb Back-Roller), weil sie mehr Volumen bieten und sich leichter be- und entladen lassen.
Minimaler, aber vollständiger Gepäckzettel
Hier meine Liste für 3–5 Tage, die ich oft anpasse. Die Mengen sind orientierend — weniger ist möglich, wenn unterwegs gewaschen wird oder Unterkünfte häufiger gewechselt werden.
| Kategorie | Item | Anzahl/Kommentar |
|---|---|---|
| Safety & Repair | Pump/CO2, Multitool, Ersatzschlauch, Reifenheber | 1 Satz – immer im Framebag |
| Schutz | Regenjacke (leicht), Windjacke | 1 – ultraleicht, wasserdicht |
| Kleidung | Trikot, Radhose, Unterwäsche, leichte Jacke | 2–3 Sets, Merino bevorzugt |
| Schlaf/Unterkunft | Leichter Schlafsack/Schlafsack-Inlay, Hüttenschlafsack bei Bedarf | 1 |
| Kochen & Essen | Snackvorrat, kleine Gaskartusche oder Müsliriegel | Je nach Tour – oft Selbstversorgung nur teilweise |
| Elektronik | Powerbank, Kabel, Fahrradlicht | 1 Powerbank – 10.000 mAh genügt meist |
| Hygiene | Reisehandtuch, Zahnbürste, kleines Erste-Hilfe-Set | Kompakt |
Materialwahl: Merino, Ultralight, Reparierbar
Seit Jahren setze ich auf Merinowäsche: geruchsneutral, leicht zu waschen und schnell trocken. Ein Merino-Trikot und ein Set Unterwäsche reichen mir oft für drei Tage. Bei Zelt- oder Schlafausrüstung investiere ich in ultraleichte, aber reparierbare Produkte – eine Rissstelle mit Tenacious Tape zu flicken ist besser als ein kaputtes Hightech-Teil zurücklassen zu müssen.
Wäsche unterwegs: Dein Schlüssel zur Packreduktion
Regelmäßiges Waschen reduziert die Anzahl der Kleidungsstücke drastisch. Ich wasche abends in einer Schüssel oder im Waschbecken (ein paar Tropfen Biowaschmittel) und hänge alles über Nacht zum Trocknen an der Satteltasche oder an einem Seil. Merino trocknet schnell und bleibt frisch.
Verpflegung: Balance zwischen Eigenversorgung und Ortsessen
Ich nehme immer genug Snacks für Zwischenetappen mit (Nüsse, Riegel, Gels), plane aber auch Cafépunkte ein. Bei mehrtägigen Touren achte ich darauf, nicht für jeden Tag zwei Mahlzeiten im Gepäck zu haben – das Gewicht erhöht sich schnell. Tipp: Instant-Polenta oder Couscous brauchen wenig Brennstoff und sind nahrhaft.
Flexibel bleiben: Ersatzplan und lokale Ressourcen nutzen
Flexibilität heißt, Optionen zu haben statt die perfekte Lösung. Ich informiere mich vorher über mögliche Einkaufsmöglichkeiten und Unterkünfte entlang der Route. So kann ich leichter auf schlechtes Wetter oder müde Beine reagieren. Manchmal zahlt es sich aus, statt mit vollem Zelt eine Hütte oder Pension zu buchen und so Gewicht zu sparen.
Reparaturset: Klein, leicht, unverzichtbar
Mein Minireparaturset enthält Multitool, Kettennieter (oder Kettenplättchen), Flickzeug, Ersatzschlauch, Reifenheber und eine kleine Pumpe. Alles zusammen wiegt oft weniger als 500 g. Für Gravel-Touren ergänze ich ein Tubeless-Kit mit Dichtmittel und Pannenstoppern. Lieber ein paar Gramm mehr für Sicherheit als am Ende auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.
Packtechnik: Komprimieren und klug verstauen
Kompressionsbeutel sind Gold wert für Kleidung und Schlafsack. Ich packe schwerere Gegenstände tief und zentral in den Rahmen, leichte außen. Elektronik und Snacks sind oben oder in leicht erreichbaren Taschen. Bei Nässe habe ich immer eine Dry-Bag-Lösung parat: ein wasserdichter Packsack für Elektronik und wichtige Papiere.
Psychologie: Weniger ist mehr, wenn du es trainierst
Am Anfang mag es ungewohnt sein, mit weniger auszukommen. Mein Tipp: Starte mit einer 2–3-tägigen Testtour und notiere, was du vermisst hast. Viele Dinge, die du beim ersten Mal einpackst, entpuppen sich als Ballast. Mit der Zeit entwickelst du ein Gespür dafür, was wirklich nötig ist – und das ist befreiend.
Wenn du magst, teile ich auf Hkbikeparts konkrete Packlisten für verschiedene Tourtypen (Hüttentour, Camping, bikepacking) zum Ausdrucken. Schreib mir gern, welche Art Tour du planst – ich helfe dir beim Feintuning deines Packsacks.