Als leidenschaftliche Rennradfahrerin, Gravel- und MTB-Enthusiastin habe ich in den letzten Jahren unzählige Stunden auf unterschiedlichsten Schuhen verbracht. Bei langen Renndistanzen – sei es ein 150‑km-Klassiker, ein Gran Fondo oder ein Etappenrennen – stellt sich immer wieder dieselbe Frage: Was ist wichtiger, maximale Steifigkeit für die Kraftübertragung oder eine komfortorientierte Bauweise, die langfristig Vorfuß und Fußgewölbe schont? In diesem Beitrag teile ich meine Erfahrungen, Messwerte, praktische Tipps und konkrete Empfehlungen, damit du für deine nächste lange Ausfahrt den richtigen Schuh findest.
Warum das Thema überhaupt so kontrovers ist
Auf der einen Seite stehen Rennfahrer, die jede Watt‑Steigerung suchen. Eine steife Sohle (häufig Carbon) verspricht direkte Kraftübertragung, weniger Energieverlust durch Sohlenverformung und somit effizienteres Treten. Auf der anderen Seite sehe ich bei Mehrtagestouren oder sehr langen Tagen oft, dass vermeintlich „steife“ Schuhe Druckstellen, Taubheit oder muskuläre Ermüdung verursachen – besonders wenn die Passform nicht ideal ist.
Für mich ist das Ergebnis selten eine reine Wahl „Entweder–Oder“. Es geht vielmehr um das richtige Zusammenspiel aus Steifigkeit, Passform, Polsterung und dem eigenen Fahrstil. Trotzdem gibt es klare Unterschiede, die man kennen sollte.
Was bedeutet „Steifigkeit“ konkret?
Hersteller wie Sidi, Fizik, Shimano oder Lake geben häufig einen Steifigkeitsindex an (z. B. 6–12 oder in N/mm gemessene Werte). Carbonsohlen liegen meist am oberen Ende, während Nylon- oder glasfaserverstärkte Sohlen flexibler sind. In der Praxis heißt das:
Meine Beobachtungen auf langen Strecken
In mehrtägigen Events wie Gran Fondos, bei denen ich 6–8 Stunden im Sattel sitze, haben sich bei mir zwei Muster gezeigt:
Wann ist welche Wahl sinnvoll?
Ich orientiere meine Empfehlung an drei Fragen:
Praktische Tipps zur Auswahl und Anpassung
Die besten Materialien und Designs nützen wenig, wenn der Schuh nicht passt. Meine wichtigsten Empfehlungen:
Tabelle: grober Vergleich Steif vs. Komfortpriorität
| Eigenschaft | Steife Sohle (Carbon) | Komfortpriorität (flexibler) |
|---|---|---|
| Kraftübertragung | Sehr hoch | Mittel bis gut |
| Langanhaltender Komfort | Risiko für Druckstellen | Höher, weniger Hotspots |
| Gewicht | Meist leichter | Etwas schwerer |
| Einsatzgebiet | Rennen, Sprints, Zeitfahren | Gran Fondo, Mehrtagestour, Trainingskilometer |
Meine Lieblingsmodelle je nach Einsatz
Einige Modelle, mit denen ich persönlich gute Erfahrungen gemacht habe:
Wie ich persönlich entscheide
Bei einem ein- bis zweitägigen Rennen entscheide ich mich oft für eine moderate Carbonsohle mit anatomischer Innensohle. Bei Rennen oder Etappen, die deutlich über 4–6 Stunden pro Tag liegen, bevorzuge ich einen etwas weicheren Schuh mit besserer Polsterung und einer etwas weiter hinten liegenden Cleat‑Einstellung. Zusätzlich nehme ich immer ein Ersatzpaar Socken mit – manchmal macht das schon einen großen Unterschied.
Wichtig ist: Testfahrten entscheiden. Ich fahre neue Schuhe mindestens zwei bis drei Mal über mittellange Strecken, bevor ich sie bei einem langen Rennen einsetze. So kann ich Druckstellen, Schuhempfindlichkeit und die passende Cleat‑Position in Ruhe anpassen.