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Welche lenkerband‑technik reduziert taube hände auf langen etappen am effektivsten

Welche lenkerband‑technik reduziert taube hände auf langen etappen am effektivsten

Taube Hände auf langen Etappen sind für mich eines der frustrierendsten Probleme: Du fährst, genießt die Aussicht — und nach 50–100 km sind die Finger gefühllos. Über die Jahre habe ich verschiedene Lenkerband‑Techniken, Materialkombinationen und Positionen ausprobiert, um genau das zu verhindern. In diesem Artikel schildere ich meine Erfahrungen, erkläre, warum Taubheit entsteht und welche konkreten Tape‑Tricks am effektivsten sind.

Warum werden Hände taub? Ein kurzer Blick auf die Ursachen

Bevor ich ans Tape gehe, ist es wichtig zu verstehen, was passiert. Meist liegt die Taubheit an einer Druck‑ oder Zugbelastung auf Nerven (vor allem N. ulnaris oder N. medianus) oder an Durchblutungsstörungen durch zu starken Druck auf kleine Gefäße. Faktoren sind:

  • Handposition (zu lange auf den Drops oder zu viel Gewicht auf den Handballen)
  • Zu harte, dünne Polsterung am Lenker
  • Fehlende Bewegung bzw. zu starre Sitzposition
  • Fehler im Bike‑Fit: Reach und Lenkerhöhe
  • Bei mir war es lange eine Kombination aus zu langem Reach (Strecken mit gebeugtem Oberkörper), zu wenig Dämpfung am Bend und ungeeigneten Handschuhen. Die richtige Lenkerband‑Technik hat das Problem deutlich reduziert — nicht immer vollständig gelöst, weil auch Fit und Technik wichtig sind.

    Grundprinzipien einer lenkerband‑Technik, die hilft

    Wenn ich Lenkerband neu mache, achte ich auf diese Grundregeln:

  • Sichtbares Polster an Druckpunkten: besonders an den Drops und direkt über den Bremsgriffen.
  • Gleichmäßige Spannung: zu straff gewickelt reduziert Dämpfung, zu locker sorgt für Falten und verrutscht.
  • Mehrschichtigkeit dort, wo Druck am höchsten ist: zusätzliche Lagen an Bend und in der Mitte des Tops sind oft sinnvoll.
  • Materialmix: Kombination aus weichem, dämpfendem Tape + dünner Kompressionslage für Haltbarkeit.
  • Meine Lieblingskombinationen und wann ich sie nutze

    Je nach Einsatzgebiet (Rennradrennen, lange Tagestouren, Gravel mit Schlägen) setze ich auf unterschiedliche Lösungen:

  • Langstrecken / Touren: Cork oder Gel‑Core Tape als Primärschicht, darüber ein dünner, leicht strukturierter Synthetiküberzug für Grip. Marken: Fizik Superlight Touch, Lizard Skins DSP mit 3,2 mm Gel für extra Dämpfung.
  • Rennrad / Wettkampf: Dünneres Tape mit guter Vibrationsdämpfung, z. B. Supacaz Super Sticky Kush (3 mm) — wirkt weich, ist aber relativ leicht. Ich nehme hier öfter nur eine Lage, um den Drops‑Kontakt nicht zu sehr zu verändern.
  • Gravel / ruppigs Terrain: Doppeltes Tape am Bend, oft Lizard Skins DSP (2,5–3,2 mm) kombiniert mit einer Basisschicht aus Cork. Die Kombination absorbiert harte Schläge besser.
  • Step‑by‑Step: So tape ich meinen Lenker gegen taube Hände

    Hier meine bewährte Arbeitsweise, angefangen am rechten Lenkerhorn und mit Fokus auf Druckentlastung:

  • Lenker reinigen und alte Kleberreste entfernen.
  • Erste Lage (optional): dünne Schaumstoff‑Isolierung (Bar‑Padding) an den Bend‑Bereichen und über den Tops, falls besonders weiche Dämpfung gewünscht ist. Das kann ein 1–2 mm Doppelklebepad sein.
  • Primärtape anbringen: Für Touren often Lizard Skins DSP oder Fizik Performance. Ich beginne leicht überlappend am Ende des Lenkers und arbeite Richtung Mitte. Wichtig: gleichmäßiger Zug — nicht zu straff.
  • Zusatzlage an Hochdruckzonen: Über den Drops und oberhalb der Bremsgriffe lege ich eine zweite Lage nur dort. Das kann eine schmale Streifenführung mit Gel‑Tape sein, oder ich verwende ein spezielles Drops‑Pad (z. B. PRO Smart Silicon Tape) unter dem Tape.
  • Finish: Sauber abschneiden, mit Klebestreifen fixieren und passende Pluggs einsetzen. Bei manchen Tapes benutze ich zusätzlich Sekundenkleber‑Näpfchen an den Enden, damit nichts aufgeht.
  • Spezielle Tricks, die bei mir sehr geholfen haben

    Einige Methoden sind so einfach, dass man sie leicht übersieht — für mich gehören sie mittlerweile zur Standard‑Routine:

  • Breitere Overlap an den Drops: Statt 50% Überlappung nehme ich 60–70% an den Drops. Das erhöht die Polsterung dort spürbar.
  • Zwei Materiallagen: Eine weiche Basisschicht (Cork/Schaum) + eine abriebfeste Oberlage (PU/Synthetik) = langlebiges Komfortsetup.
  • Gezielte Gelstreifen: Sehr schmale Gelstreifen direkt über den Bremsgriffen verringern punktuellen Druck.
  • Handschohtest: Passende Handschuhe mit dünner Gelpolsterung (z. B. Giro Monaco oder Assos) in Kombination mit gutem Tape sind am effektivsten.
  • Vergleichstabelle: Tapes, Materialien und Einsatz

    MaterialVorteileNachteileMein Einsatz
    Kork Natürliche Dämpfung, guter Komfort Kann schneller verschleißen Touren + Gravel als Basisschicht
    Gel (z. B. Lizard Skins DSP) Hervorragende Schlagabsorption Etwas schwerer, teurer Langstrecke, Gravel
    Synthetik/PU (z. B. Supacaz) Leicht, guter Grip, langlebig Weniger weich Rennen, trockene Bedingungen
    Schaum / Eva Pads Sehr weich, leicht Geringe Haltbarkeit Unterlage für extra Komfort

    Was das Tape nicht löst — und was du zusätzlich tun solltest

    Lenkerband ist nur ein Baustein. Wenn Taubheit trotz optimaler Bandage auftritt, prüfe folgende Punkte:

  • Bike‑Fit: Kürzerer Reach, höherer Lenker, oder flacherer Lenkerwinkel können Entlastung bringen.
  • Fahrtechnik: Gewicht häufiger zwischen Lenker, Sattel und Pedalen verteilen, öfter die Handposition wechseln.
  • Handgelenkshaltung: Gerade, nicht abgeknickt — das minimiert Nervendruck.
  • Medizinische Abklärung: anhaltende Taubheit kann auf Karpaltunnelsyndrom oder andere Nervenprobleme hindeuten.
  • Wie ich teste: Praxisnah und messbar

    Ich messe Komfort nicht nur nach Gefühl. Nach einem Tape‑Wechsel fahre ich standardisierte Teststrecken (100 km mit 1.200–2.000 Hm), notiere Zeitpunkte, wann Taubheit auftritt, und vergleiche mit vorherigen Läufen. Zusätzlich nutze ich gelegentlich Druckmessstreifen in Handschuhen, um zu sehen, wo die höchsten Lastspitzen liegen. Das hilft zu entscheiden, ob mehr Polster an den Drops oder eher mittig nötig ist.

    Wenn du magst, kann ich gern in einem weiteren Beitrag verschiedene konkrete Tape‑Sets fotografieren und die Montage Schritt für Schritt mit Bildern zeigen — inklusive Empfehlungen für unterschiedliche Handgrößen und Einsatzbereiche.

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